Urnenfunde und Fibeln eines bronzezeitlichen Friedhofs [ca. 2000 bis 700 v. Chr.] im Hahlerort bei Destel belegen, dass Destel und Umgebung bereits früh besiedelt wurden. Demnach ist Destel als geschlossene Siedlung deutlich älter als Levern. Zahlreiche Exponate befinden sich heute im Museum in Lübbecke, wie z.B. ein Messer aus Feuerstein, eine Vasenkopfnadel aus Bronze, diverse Beigefäße, eine Klinge, eine Lanzenspitze aus Eisen sowie zahlreiche Urnenreste.
Erstmalig wurde Destel im Jahre 969 in einer Urkunde von Bischof Milo erwähnt, in der es um Schenkungen des Ritters Worad an die Kirche geht. Dabei wird der Mindener Kirche durch Ritter Worad nach seinem Tode neben vielen anderen Besitztümern auch ein Hof in Destel geschenkt. Im Jahre 1606 wird Destel als Gerichtsstätte des Lübbecker Markengerichts genannt, das „Up den Luhden Grauen“ (Luhen Graben/ Luden Graben/ Ludenstapel/ Lüdenstapel) an der heutigen Kreuzung Tannenschmiede/ L 766 abgehalten wurde. Der Begriff Markengericht leitete sich dabei von Gemarkung als Landabgrenzung oder Landbezeichnung ab. Kam es z.B. zu einer Beraubung, Pfändung und anderen Gewalttaten bei „Pilgern, Kaufleuten und anderen guten Leuten“ in dieser Gemarkung, so musste ein Schiedsgericht innerhalb von 14 Tagen beim Luhden Graben zusammenkommen (daher auch Desteler Landfriede) und ein Urteil fällen. Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648) verschont auch die Menschen im Kirchspiel Levern und Umgebung nicht. Laut Urbarium von 1648 sind einige Höfe dieser Gegend wüst und leer. 1650 stellte sich bei einer Besichtigung des Kirchspiels Levern heraus, dass sich in Destel bereits eine Schule befand. Auch im Jahre 1715 befindet sich eine der insgesamt 4 Schulen im Kirchspiel Levern in Destel.
Aus chronologischen Zeitberichten, insbesondere gesammelten Schulaufsätzen von Schülern aus dem Jahre 1965, die wiederum ihr Wissen von ihren Eltern, Großeltern oder gar Urgroßeltern übernommen hatten und in einer Schulkladde handschriftlich mit Tinte zu Papier brachten - geht hervor, dass neben der ersten Besiedlung im Hahlerort der Kleihügel in Destel vor Hunderten von Jahren zuerst besiedelt worden sein soll. Strategische Gründe wie eine bessere Verteidigungsmöglichkeit vor Feinden (plündernde und mordende Söldnertruppen des Dreißigjährigen Krieges) und wilden Tieren, spielten sicherlich eine große Rolle, aber auch eine bessere landwirtschaftliche Nutzung gegenüber den sumpfigen Flächen ringsum. Im Bruch soll sich damals ein See befunden haben, der dann später austrocknete und zuwuchs. Die Häuser wurden aus Fachwerk gebaut, Steinhäuser kannte man in dieser Gegend kaum. Die Vegetation bestand aus dichten Wäldern, reichlichem Buschwerk, Heide- oder bewirtschafteten Flächen und Mooren. Einfache Erdwege, die in Regenzeiten schlecht passierbar waren, führten zu den einzelnen Höfen.
Die typische Tracht dieser Gegend war zu dieser Zeit schwarz gehalten. Die Männer waren mit schwarzen Anzügen bekleidet und bei festlichen Anlässen trugen sie einen Zylinder. Die Frauen trugen schwarze Hauben auf dem Kopf, an denen lange Bänder hingen, die unter dem Kinn zu einer großen Schleife zusammengebunden wurden. Die Stirn bedeckte schwarze Spitze, die man Binken nannte.
Eine landwirtschaftliche Haupterwerbsquelle war der Flachsanbau. In Flachskuhlen wurde der Flachs bis zur Verarbeitung gewässert. Wenn der Winter nahte, traf sich die Nachbarschaft abends zu den sogenannten „Abendspinners“. Dabei wurde in der Gemeinschaft das fertig gesponnene Garn auf dem Webstuhl zu Leinen gewebt. Diese Abende gingen auf den Höfen reihum und man traf sich jeweils bei einem anderen Nachbarn. Wenn das Soll an einem Abend erreicht war, fand der gemütlichere Teil statt, wobei die jüngere Generation auch gern Spiele oder hin und wieder mal den Holzschuhtanz auf der Deele durchführte. Das gewebte Leinen wurde anschließend gewaschen und zum Bleichen auf der Wiese abgelegt. Es wurde dann in Rollen von 10 bis 11 m Länge und 40 bis 50 cm Doppelbreite zusammengerollt und an bestimmten Tagen im sogenannten „Leggesaal“ von Meyer (heute Gaststätte und Hotel Meyer-Pilz) in Levern von Händlern abgenommen und nach Qualität bezahlt. Die Mitgift einer Braut wurde auch in Menge an Leinen bemessen.
Ersterwähnung 969-996 unam [curtem] in Diaslon (WUB Suppl. Nr. 479 S 77) dial. Deißel, Deißl
Die erste urkundliche Erwähnung des heutigen Ortsnamens “Destel” lautet “Diaslon” (969 n. Chr.) bzw. Thesele (1222 n. Chr.) Das Bindewort setzt sich aus den Teilen Thes- oder Dias- sowie -lon zusammen. Die Herkunft des ersten Wortbestandteils Dias-, Thes- und Des- lässt sich entweder von germanischen Begriffen wie dehsa, dehsala/dihsala bzw. thisla und mnd. desle, dessel, deissel, dissel, disse oder distel ableiten, was soviel heißt wie Deichsel, Queraxt, Dechsel, Zimmeraxt. Dies kann sich auf ein naheliegendes Gehölz beziehen. Eine weitere Möglichkeit zur Herleitung besteht im westgermanischen Wortstamm zu Thes-, deismo, mnl. desme, desem, (Hefe, Sauerteig) sowie deisc (Mist) mit einer s-Erweiterung abzuleiten als “breiige Masse, Schlamm” und bezöge sich auf die feuchten, matschigen oder sumpfigen Bodenverhältnisse. Die Endung -lon ist als Abwandlung der Endung -loh zu verstehen und bezeichnet vermutlich “lichtes Gehölz”. Der Ortsame lässt sich davon ausgehend am ehesten als “Lichter Sumpfwald” oder “Siedlung am Axtgehölz” herleiten.
Damit man die Namensgebungen der Desteler Ortsteile und auch die landschaftlichen Begebenheiten (Moore und Geest) unserer Umgebung besser versteht, sei an dieser Stelle ein kleiner Exkurs in die Geologie erlaubt. Durch Kontinentaldrift und starke Klimawandlungen bedingt, war Norddeutschland im Erdzeitalter Trias ein Wüstengebiet mit sehr heißem Klima. Dann später, vor 240 Mill. Jahren, drang das Meer vor und lagerte durch Verdunstung große Salzmengen ab. Vor 40 Mill. Jahren, als Oberjura bezeichnet, zog sich das Meer zurück und unser Gebiet lag eher im Küstenbereich. In der nachfolgenden oberen Kreidezeit war Norddeutschland wieder ganz vom Meer bedeckt. Funde von Versteinerungen aus der Region lassen die zeitliche Schätzung zu, dass zur Zeit der Oberkreide (Oberkampan vor ca. 85 Mill. Jahren) das Meer über uns 50 bis 100 m tief war und klares Wasser hatte. Der nahegelegene Stemweder Berg besteht weitgehend aus Kalkstein (kalkhaltiges Sedimentgestein) mit zahlreichen Fossilien aus dieser Zeit. Die später stattfindende Eiszeit hatte dann die Norddeutsche Tiefebene mit Eis und Gletschern bedeckt. Man findet zahlreiche Findlinge unterschiedlicher Größe als rundgeschliffene Granitfelsen in unserer Gegend, die durch die Gletscher hierher transportiert wurden. Mit Ablagerungen aus der Eiszeit sind auch die hiesigen Hügel Leverner Hügel, Sunderner Hügel und Dielinger Klei, aber auch der Kleihügel in Destel entstanden. Sie sind aus Schichten der oberen Kreide aufgebaut.
Die Böden bestehen ganz überwiegend aus Geestböden. Diese sind sandig, nährstoffarm und deshalb nur wenig fruchtbar. Dort, wo sich unter der Sandschicht eine wasserundurchlässige Tonschicht befand, entstanden Moore. Das Gebiet gehört zur naturräumlichen Untereinheit Dümmer-Geestniederung. Die Dümmer-Geestniederung lässt sich im Gemeindegebiet wiederum in zwei Naturräume gliedern. Stemwede befindet sich demnach größtenteils im Teilraum Rahden-Diepenauer Geest. Im Norden der Gemeinde geht das Gebiet bereits in die Diepholzer Moorniederung über.
Die Gemarkung Destel zeigt typische Merkmale des Mindener Flachlandes, einer abwechslungsreich gegliederten Geestlandschaft mit eingesprengten Moorgebieten. Der kleine Dorfkern liegt auf einer leichten Anhöhe (58 m über NN), umgeben von Streusiedlungen mit markantem Baum,- und Gehölzbestand.